Mordreds Tales – Der Teufel
Offenbarung                           Kommentar   

(von der Muse und mir)

„Hört, was ich Euch sagen will,
1000 Jahre werden kommen,
vorbei ist all die Totenstill,
niemand wird entkommen.
Auferstehung der Gerechten,
Satan ist gebunden,
sterben werden all die Schlechten,
Erde so zerschunden.
Heil`ge Stadt vom Himmel fällt
wenn das Böse ist erwacht,
wenn alle Sünden dargestellt,
wenn Feuer heiß entfacht …“


Da steht Johannes nun, der Narr, der Tor,
verheißet, dass das Ende
bald nun allen steht bevor.
Sieh, wie er die Hände
beschwörend nach dem Himmel hebt,
erwartend, dass die Erde bebt,
der Himmel aufreißt und die Scharen
der Engel, die bereit seit Jahren
und in Waffen vor den Toren warten,
die führen in den Edengarten,
um niederzustürzen hier auf Erden
und zu beschützen all die Herden
von Menschenschafen vor dem Bösen,
von mir die Menschen zu erlösen,
der ich sie stetig führ’ zum Leid,
säend Hass, Missgunst und Neid,
der ich würd’ nur Düst’res sagen,
auf dass der Bruder wird erschlagen
von seines eignen Vaters Sohn,
wissend, dass ewig’ Qual der Lohn
ist für den Brudermord.

Doch kommet bald der Ort,
so prophezeit der alte Narr,
an dem das Böse ist gebunden
und nur das Gute hat fürwahr
den Weg hinein gefunden.

Narr! Tor! Dummkopf! Wirrer Wicht!
Er prophezeit und begreift doch nicht,
dass es das Gute, das er so liebt
doch nie ohne Böses gibt.

Ein Engel, sagt er, greifet den Drachen,
die Schlang’, die doch der Teufel sei.
Erlebte er’s, würd’ er bös’ erwachen,
denn dem Teufel ist es einerlei,
ob dies Tier im Abgrund wird gebunden
und der Engel siegreich und zerschunden
stolz über die Menschen sich erhebt.
Weiß ich doch, dass auch dies vergeht
und bald ich meine Zeit verkünde.
Ist Stolz doch meine Lieblingssünde,
besonders, wenn die ach so reinen
Engel Gottes sie begeh’n
und in ihrem Hochmut meinen
ich würd’ die Sünd' bei ihnen nicht seh’n.

Ich hör’ sie reden, diese Narren,
das Böse würd’ nach tausend Jahren
wieder frei zum Weltgerichte.
Doch würde es am Schluss zunichte
und stürze in den See aus Feuer.
In diesem See bad’ ich schon heuer
tagaus, tagein ohn’ zu verbrennen.
Die Narren scheinen zu verkennen,
dass die Hölle ist mein Heim,
dass kein Feuer wird je sein,
das mir Qual bereiten kann,
als wäre ich ein sterblich Mann.

Auch verkennt der Tor, dass ich am Tage
des Weltgerichts erhebe gegen jeden Klage.
Gegen jeden, der vorm Vater steht
und mit frommestem Gebet
des Vaters Gnade dort erfleht,
auf dass er in den Himmel ziehe
und seiner Strafe noch entfliehe.

Geh, predige, Du alter Tor,
der Welten Ende stünd’ bevor
und ich, der Teufel, würd’ verbannt.
Schrecke Dich, wenn Du die Wahrheit hast erkannt.