Lord Mordreds Kommentar:
Gedanken

Schlange lockte und versprach ach so viel,
Überzeugend der Teufel Adam und Eva gefiel,
Naschen vom Baum der Erkenntnis das Ziel,
Das göttlich Verbot einfach mißachtet,
Erkennen von Gut und Böse gepachtet,
Nichts ist..... wie es jemals erscheint,
Fort, vertrieben, aus dem Paradies geweint,
Alles verloren, Sterben gewonnen,
Leben und Wissen und doch nichts bekommen.
Leiden, das wahre Erkennen.

Die Muse 2011 a.d.


Was wissen wir eigentlich über den Sündenfall?

Die Geschichte ist schnell erzählt: Gott sagt, die Menschen dürfen von jenem einen Baum nicht essen. Sie würden sonst sterben. Die Schlange sagt, das sei alles Quatsch, worauf Adam und die Frau (die zu diesem Zeitpunkt noch gar keinen Namen hat) vom Baume naschen. Und siehe da! Sie sterben in der Tat nicht.

Was ist das Ergebnis? Gott stellt mit Schrecken fest, dass der Mensch jetzt ist wie er selbst (Genesis 3,22: Und Gott der HERR sprach: Siehe, Adam ist geworden wie unsereiner und weiß, was gut und böse ist.). Und aufgrund dieser Erkenntnis verbannt er Eva und Adam aus dem Paradiese, auf dass sie nicht auch vom Baum des Lebens essen und ewig leben.

Warum tut Gott dies? Dass er die Erkenntnis nicht ewig vom Menschen fernhalten kann, hätte ihm klar sein müssen. Wovor hat Gott Angst? Fürchtet er Konkurrenz, für den Fall, dass dem Menschen seine Vergänglichkeit klar wird und er vom Baum des Lebens isst? Fürchtet er das selbstständige Denken des Menschen, dass der Mensch sagen könnte: „Ich kann für mich selbst sorgen, das Feld bebauen, die Frucht ernten und all dies. Ich brauchen keinen Gott.“ Denn die Macht der Götter kommt letztlich (auch) aus ihrer Anhängerschar.

Gott straft Eva und Adam für ihren Ungehorsam mit der Verbannung aus dem Garten Eden. Aber er geht noch weiter: Er dehnt diese Strafe auf sämtliche Nachkommen aus. Heißt: Wir büßen immer noch für Evas und Adams Verfehlung. Es gibt aber Hoffnung. Gott verspricht denen, die ihm nur treu und ergeben glaubend dienen, Vergebung für die Erbsünde. Aber die Treue, der Glauben und die Gefolgschaft sind die Grundvoraussetzungen für die eventuelle Vergebung. Ein Studiosus der Ökonomie würde in diesem Zusammenhang wohl von Kundenbindung sprechen. Und so gesehen, darauf wies mich die Muse hin, handelt es sich bei der in Aussicht gestellten Vergebung um das erste Werbeversprechen der Welt.

Nebenbei bemerkt, um auf den Boden der Realität zurückzukehren, gibt es in der Bibel keinerlei Hinweis auf die Erbsünde. Die Erde ist verderbt, das steht drin. Aber nichts von der Erbsünde. Diese ist eine dogmatische Lehre der Kirche. In der Realität betreibt also nicht Gott sondern die Kirche Kundenbindung. Andererseits versprechen politische Parteien ja auch immer Steuererleichterungen und Lohnerhöhungen, wenn man doch nur sie wähle.

Kurz und gut: Im Zusammenhang mit dem Sündenfall wird uns Menschen offenbar ein Bär aufgebunden. Es heißt immer, der Teufel habe die Frau verführt, vom Baum der Erkenntnis zu essen. Im Buch der Bücher steht nur etwas von der Schlange. Natürlich könnte es der Teufel in Gestalt einer Schlange sein. Dagegen spricht Gottes Umgang mit der Schlange. Er verflucht sie nämlich, ihr Leben lang auf dem Bauch zu kriechen und setzt Feindschaft zwischen die Menschen und die Schlange und deren Nachkommen. Könnte Gott den Teufel zu so etwas verfluchen? Ich halte es für unwahrscheinlich. Die Identität der Schlange mit dem Teufel scheint also nicht gegeben.

Der Teufel könnte die Schlange natürlich geschickt haben, um Gott und die Menschen zu entzweien. Genauso gut könnte Gott die Schlange geschickt haben. Kundenbindungsstrategien. Oder die Schlange handelte aus eigenem Antrieb. Unabhängig von Gott und Teufel.

Gott könnte die Schlange natürlich auch als Prüfung geschickt haben. Auf Dauer, so könnte Gott gedacht haben, kann ich den Menschen hier nicht halten. Gott konnte aber den Menschen nicht gehen lassen, so lange er nicht sicher war, dass der Mensch in der Welt überleben kann, dass er in der Lage ist, eigene Entscheidungen zu treffen. Wie geht ein besorgter Gottvater dies an?

Nun, einerseits könnte er sein Allwissen zurate ziehen. Gott versucht es mit einem Trick. An dem Baum nämlich war nichts Schlimmes. Er erzählt es den Menschen nur und verbietet ihnen, von dem Baum zu essen. Im Anschluss schickt er die Schlange, um dem Menschen einzuflüstern, dass die Wahrheit vielleicht eine andere sei. Der Mensch muss sich nun entscheiden. Hält er kadavergehorsam zu seinem Schöpfer oder geht er ein Risiko ein, wie er es später noch oft machen muss? Er (der Mensch) entscheidet sich dafür, die Sache mit dem Baum zu überprüfen. Der Mensch ist in der Lage und bereit, selbstständig zu denken und zu entscheiden. Jetzt kann er in die Welt entlassen werden.

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