Lord Mordreds Kommentar:
Hintergründe

Der Sturz – ich denke der Titel sagt schon aus, worum es geht. Um den Höllensturz. Dennoch glaube ich, dass ein wenig Hintergrundwissen nicht verkehrt ist.

Ich denke, es sollte klar sein, wer der Erzähler ist. Natürlich der Teufel. Der, der gemeinhin und meistens mit dem Attribut Teufel in Verbindung gebracht wird. Lucifer. Der Lichtträger. Wiederum gibt es mit Sicherheit Fragen nach anderen Personen im Gedicht.

„Wer ist der Erste Bruder?“, wurde ich zum Beispiel gefragt. Eine Frage, die noch relativ leicht zu beantworten ist. Ebenso die Frage nach den „Großen Vier“.

Die Großen Vier sind die, die in der Engelshierarchie – soweit ich weiß – ganz oben stehen. Die Erzengel nämlich. Es gibt dieser in der christlichen Mythologie vier: Michael, Gabriel, Raphael und Uriel. Ich betone hierbei die christlichen Mythen, weil die Zahl der Erzengel in anderen Religionen hiervon abweicht. Im Tanach, der heiligen Schrift des Judentums werden nur Michael und Gabriel überliefert. Spätere jüdische Überlieferungen wiederum sprechen von 7 Erzengeln. Im Buch Tobit, das als Quelle der Zahl 7 für die Erzengel gilt, sagt Raphael, er sei einer der 7 heiligen Engel ...

Das Christentum überliefert wohlbemerkt 4 Erzengel, wenngleich die Bibel selbst nur Michael als Erzengel bezeichnet und nur ihn, Gabriel und Raphael namentlich erwähnt. Dennoch wird Uriel in der christlichen Lehre zu den Erzengeln gezählt. Der Geisterjäger John Sinclair (ja, ich oute mich: Ich habe in meiner Jugend John Sinclair gelesen.) besitzt zum Beispiel ein silbernes Kreuz, das mit seinen vier Enden eben jenen vier Erzengeln geweiht ist.

Michael war und ist für mich hierbei der Anführer, der Erste unter den Erzengeln. Er war der Zweite nach Lucifer – bis zu diesen tragischen Ereignissen, die hier im Gedicht geschildert werden. Er ist der, der Apokalypse des Johannes zufolge am Ende aller Tage den Teufel besiegt, gilt der christlichen Tradition nach als Anführer der Himmlischen Heerscharen und als der, der den rebellischen Engel in die Hölle stürzte. Er ist also Lucifers „Erster Bruder“.

Damit mir niemand „von Guttenberg“-Vorwürfe macht, sei hier auch die Quelle meiner „Weisheit“ genannt:

http://de.wikipedia.org/wiki/Erzengel


Die nächste Frage, die ich hörte war: „Wer ist Samael?“

Ich gebe zu, ich weiß von Samael auch nur, weil meine Muse mir diesen Namen nannte. Samael ist ein Name, der mit dem Teufel in Verbindung gebracht wird. Auch er wird als Erzengel bezeichnet. Manchen Überlieferungen nach war ER es, der gegen Gott rebellierte, nicht Lucifer. Andererseits wird in der Bibel soweit ich weiß – Theologen mögen mich ggf. korrigieren – der Teufel nie mit Namen erwähnt. Es gibt Andeutungen, es gibt aber keinen Namen. Teilweise werden die Namen Lucifer und Samael auch synonym für ein und dieselbe Person genutzt. Ich selbst trenne Samael und Lucifer allerding für den Teufelszyklus. Aus dramaturgischen Gründen sozusagen.

Samael wird höchst unterschiedlich beschrieben. Im Testament Salomos ist er der Anführer der Teufel. Im rabbinischen Judentum wird er bei Jose ben Chalafta im Zusammenhang mit dem Auszug aus Ägypten sowohl als Ankläger (lasst mich hierzu später noch etwas sagen) als auch als Verteidiger dargestellt. Sogar als Schutzengel des Esau wird er benannt. Samael hatte die Kontrolle über die Schlange im Paradies (was ihn wieder zum Teufel machen dürfte) und versteckte sich im Goldenen Kalb.

Samael wird also nicht durchgängig als böse beschrieben. Dennoch schließe ich mich für die Geschichte, die erzählt wird denen an, die ihn als den Rebellen bezeichnen.

Warum führe ich Samael überhaupt als Person ein? Ganz einfach: Zwar ist Lucifer auch bei mir DER Teufel. Aber ich will ihn nicht in dem bösen Licht darstellen, in dem er sonst gezeigt wird. Er soll interpretierbar sein, nicht absolut. Deshalb ließ ich Samael die Rebellion anführen und gab Lucifer einen mehr oder weniger guten Grund, auf Gott und die Engel sauer zu sein, einen Grund vielleicht auch für die Dinge, die er als Teufel tut.

Und natürlich habe ich auch für Samael eine Quelle:

http://de.wikipedia.org/wiki/Samael


Ich versprach etwas zum Ankläger zu sagen. Es besteht hier natürlich kein hintergründiger Zusammenhang zu diesem Gedicht. Dennoch verändert folgendes Wissen vielleicht ein wenig das Verständnis für das, was der Teufel macht:

Es gibt ein Wort, welches synonym für das Wort Teufel verwendet wird. Dieses Wort heißt "Satan". Satan wiederum kommt aus dem Hebräischen und heißt nichts anderes als Anläger. Nicht mehr, nicht weniger. Im Judentum wird der Name Satan für mehrere Engel benutzt, die genau diese Aufgabe haben. Sie klagen an, man nach seinem Tode vor dem Gericht Gottes steht. Satan verließt die Sünden des Toten. Die Staatsanwaltschaft Gottes sozusagen.

Satan wird aus dem Hebräischen aber auch als "Gegner" übersetzt. Das wiederum erklärt für mich (auch hier kann ich natürlich Irrtümern unterliegen) die Verwendung als Synonym für Teufel.


Zum Schluss lasst mich noch den "Herrn der Fliegen" erklären, den meine Muse so gar nicht mit dem Teufel in Verbindung bringen konnte. Auch hier ist die Erklärung recht einfach:

Ein babylonischer Stadtgott hörte auf den Namen Ba'al Zebul. Es gab viele Ba'als in Mesopotamien. Jede Stadt hatte ihren eigenen.Beziehungsweise war Ba'al ein Gott, der abhängig vom Ort der Verehrung und seinem „Zweck“ unterschiedlichen Namenszusätze bekam. Ba'al Zebul (auch Baal geschrieben) heißt nichts anderes als "Erhabener Fürst". Die nach Babylon verschleppten Israeliten wiederum spotteten dieses Gottes und nannten ihn Ba'al Zebub - Herr der Fliegen. Hieraus entstand später "Beelzebub" – noch ein Synonym für den Teufel.


Ich räume an dieser Stelle auch (noch einmal) ein, nicht frei von Irrtümern zu sein. Auch lege ich – das sei hier ausdrücklich erwähnt – in den Gedichten ganz sicher nicht Wert, auf 100%ige theologische Genauigkeit. Ich recherchieren natürlich Hintergründe und erhalte hierbei immer wieder tatkräftige und fundierte Unterstützung von meiner Muse und meiner Liebsten, denen ich hierfür an dieser Stelle noch einmal und ganz offiziell meine Dankbarkeit ausdrücke. Dennoch nutze ich den recherchierten Hintergrund lediglich als Rahmen, in welchem ich mich künstlerisch frei bewege und den ich auch hier und da sprenge. Letztlich ist der Teufels-Zyklus genau eines: Eine Geschichte. Nicht mehr, nicht weniger

[schließen]