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Steve Jobs    24.02.1955 - 05.10.2011
Freddie Mercury    05.09.1946 - 24.11.1991
Whitney Houston    09.08.1963 - 11.02.2012
Johnny Cash    26.02.1932 - 12.09.2003
Robin Williams    21.07.1951 - 11.08.2014
Pierre Brice    06.02.1929 - 06.06.2015

Touren

Demnächst könnt ihr Euch hier durch die Unterwelt führen lassen. Zu unserem großen Bedauern leben jedoch alle in Frage kommenden Touristenführer noch.
WUFF!!!WUFF!!!


SchließenSteve Jobs

24.02.1955 - 05.10.2011

Es ist eine allgemein bekannte Tatsache, dass ich kein großer Freund von Obst bin. Zu viele Vitamine. Und wenn das Obst bereits angebissen ist … Dennoch ist es mir ein großes Anliegen, etwas über einen Mann zu sagen, der viele Jahre einem Unternehmen vorstand, dessen Logo ein angebissener Apfel ist.

Nein, ich habe nicht vor, hier die Vita des Herrn Steve Jobs herzubeten. Diese kann man auf zu vielen Seiten nachlesen. Ich will ihm jedoch hier ein kleines Denkmal setzen.

Steve Jobs war ein Visionär. „Think different!” – denkt anders. Das war Steve Jobs' Motto. Und er dachte anders, hatte Ideen, die unser Leben beeinflussten, ob wir nun Produkte von Apple benutzen oder nicht. Ob es des Macintosh war, der erste PC mit bunten Symbolen statt einer Kommandozeile. Ob es der iPod war, nicht der erste MP3-Player der Welt aber das Produkt, dass diese kleinen Dinger „salonfähig” machte, ihnen zum Durchbruch verhalf. Ich glaube nicht, dass ALDI MP3-Player verkaufen würde, hätte es den iPod nicht gegeben. Microsoft hat es versucht und inzwischen aufgegeben. Das iPhone – hätten Smartphones mit berührungssensiblen Anzeigen ohne es einen solchen Erfolg gehabt? Gäbe es ohne iTunes Musik zum offiziellen Download?

Sein wir ehrlich: Apple-Computer, die früher das Alpha und das Omega in Sachen Bildbearbeitung und Multimediaproduktion waren, sind inzwischen eher zu einem Livestyleprodukt verkommen. Aber dieser kommerzielle Erfolg Apples ist letztlich dem Geschick Herrn Jobs' geschuldet. Wenngleich ich nicht viel persönliches Verständnis dafür habe, dass es cooler ist, so viel mehr für einen PC auszugeben, wie bei einem Mac, weil man da einen Apfel drauf hat, muss ich zugeben, dass Steve Jobs' Geschick in Sachen Marketing beispiellos ist.

Nicht zu vergessen, dass Steve Jobs den Weg für das Internet ebnete, wie wir es kennen. Der erste Webserver aller Zeiten wurde auf einem Rechner der Firma NeXT, die Steve Jobs gehörte, programmiert und ausgeführt.

Natürlich kannte ich Herrn Jobs nicht persönlich. Doch ich werde seine ruhige, zurückhaltende Art bei öffentlichen Auftritten vermissen. Steve Jobs war nicht der Mensch, der auf die Bühne rannte, Luftsprünge machte und theatralisch über die Dinge jubelte, die er präsentieren wollte. Er kam im schwarzen Pullover auf Bühne und stellte das neue iPhone vor, das iPad und so weiter. Ruhig, zurückhaltend. Steve Jobs war eine Insel der Realität im Ozean des großen Business-Theaters.

Die Welt verlor einen großen Geschäftsmann, einen Visionär, einen großartigen Menschen.

Requiescat in pace!


SchließenFreddie Mercury

05.09.1946 - 24.11.1991

Wir schreiben den 24. November 1991. Spätschicht. Vor dem Losgehen schaue ich noch ein bisschen Fernsehen. Im Mittagsmagazin höre ich dann: Freddie Mercury ist tot.

Zugegebenermaßen war meine erste Reaktion ein simples: "Aha." Wer war jetzt dieser Herr Mercury? Oh, der Sänger von Queen. Von Queen hatte ich schon gehört. Ja, ich bin erst Queen-Fan, seit Freddie Mercury tot ist. Dafür bin jetzt ein um so größerer Fan.

Freddie Mercury - Farrokh Bulsara, wie er eigentlich hieß - ist tot. Und mit ihm starb einer der größten Künstler des 20.Jahrhunderts. Freddie Mercury war extrovertiert, exentrisch, ein Paradiesvogel. Elton John hängt ihn zwar auf der Paradiesvogelschiene um Lichtjahre ab, aber dennoch war Mr. Mercury auf erfrischende Weise schräg. Unvergessen ist wohl sein Auftritt mit Kittelschürze und Staubsauger in „I want to break free”.

Und Mr. Mercury war in höchstem Maße wandlungsfähig. Ob als Rockstar in Titeln wie „Princes of the Universe”, ob als Interpret klassischer Musik in „Barcelona” oder als Popsänger in „Mr. Bad Guy” oder „Living on my own” – Freddie Mercury war in jedem Fall brilliant. Kaum jemand kann sich stimmlich mit ihm messen. Einige wenige Menschen kommen ihm nah, erreichen ihn jedoch nicht.

Freddie Mercurys Leben als exzessiv zu bezeichnen, ist sicherlich nicht falsch. Partys, Alkohol … Mr. Mercury hat sein Leben gelebt. Letztlich hat ihn das wohl so unglaublich früh das Leben gekostet. Nun – es heißt, die Lichter, die hell brennen, brennen entsprechend kürzer. Und Freddie Mercurys Licht brannte verdammt hell. Hell genug, um sein Leuchten fünfundzwanzig Jahre nach seinem Tod immer noch wahrzunehmen.


SchließenWhitney Houston

09.08.1963 - 11.02.2012

Was sagte Bobby Brown, als er erfuhr, dass er Vater wird? "Houston, wir haben ein Problem."

Das war politisch unkorrekt. Den lasse ich morgen weg. Wenngleich political correctness auch nicht unbedingt Frau Houstons zweiter Vorname war.

Ich erinnere mich noch, als wäre es gestern, erst gewesen, als ich die RIAS 2-Wunschhits hörte und eine Damenstimme aus dem Lautsprecher sang, dass sie gerne mit jemandem tanzen würde. „I wanna dance with somebody” – Whitney Houstons großer Durchbruch. Zumindest in meinem Kinderzimmer. Ich werde jetzt nicht ihre musikalischen Erfolge aufzählen. Die kann jeder bei Wikipedia nachlesen.

Whitney Houstons Leben hatte Höhen und Tiefen, wie das Leben eines jeden Menschen. Wessen Leben nur Höhen hat, der steht vermutlich unter Drogen. So gesehen hatte Whitney Houstons Leben aus ihrer Sicht wohl mehr Höhen als aus unserer Sicht, hatte sie doch eine ernste Drogenproblematik und war gerne mal high. Ihr Exgatte Bobby Brown war ein weiteres Problem. Zwei der großen Tiefen in ihrem Leben aus meiner Sicht. Kinder, Drogen sind schlecht. Whitney Houstons Karriere ist ein Paradebeispiel dafür, denn die großen Erfolge hatte sie Ende der 1980er und bis Mitte der 1990er. Denn bei ihrem Comeback 2009 war die Stimme wohl eher ruiniert. Schade. Wirklich schade.

Denn Whitney Houston war eine der wenigen Personen, die mich für die schwarz Musik begeistern konnten. Ich höre gerne Blues, ab und zu auch Soul, aber meist sind es einzelne Künstler, die mich fesslen. James Brown, Mariah Carey oder eben Whitney Houston. Ihre Ausflüge ins Schauspielfach wären vielleicht nicht nötig gewesen, aber musikalisch war sie zumindest zu ihrer Hochzeit absolut an der Spitze. Ob leicht soulig-bluesiger Pop, ob Gosplels, ob herzschmerzende Balladen wie das Cover von „I will always love You” oder großartige Hymnen wie „One moment in time” (der offizielle Titelsong zu den 1988er Olympischen Spielen in Seoul) – Whitney Houston brachte alles glaubhaft rüber und überzeugte mich dabei mit einer wundervollen, vollen, klaren Stimme, die ihresgleichen suchte. Nur sehr sehr wenige Künstlerinnen konnten ihr hier das Wasser reichen.

Whitney Houston hatte (offiziellen Angaben zufolge) ihre Drogensucht überwunden. Wir werden nie erfahren, ob sie sich stimmlich je wieder hätte aufrappeln und auf das alte Niveau bringen können. Aber ganz sicher ist die Welt um eine große Künstlerin ärmer.

Requiescat in pace, Whitney Houston.


SchließenJohnny Cash

26.02.1932 - 12.09.2003

Man nannte ihn den "Man in black". Und dieses schwarz hob ihn erfrischend von quietschbunten Rest der Countrywelt ab. Er sang Country, er sang Blues. Er sang Gospel, Rockabilly und Folk. J.R. Cash.

Es gibt viel, was man über Johnny Cash berichten kann. Ich könnte darüber schwadronieren, wie vielseitig Mr. Cash auf musikalischem Gebiet war. Ich könnte erzählen, was er in seinem Leben durchgemacht hat, über seine Tablettenabhängigkeit reden. Es gibt Internetseite, auf denen man all dies nachlesen kann und letztlich kann auch ich es nur nachlesen. Es war vor meiner Zeit.

Aber auch mich hat der Man in black ein gutes Stück meines Lebens begleitet. Sicherlich nicht so intensiv wie viele andere. Johnny Cash war für mich immer in erster Linie mit Countrymusik verbunden und mit dieser Musik hatte ich nie viel am Hut. Sie beinhaltete für mich immer eben jenes Bild von quietschbunten Kostümen und suuuperfröhlichen Menschen. Fast wie im Musikantenstadel.

Irgendwann Mitte der 1990er sah ich dann Johnny Cash auf MTV. Ja, ich oute mich. Auch ich war einst jung und guckte hin und wieder MTV. Ich weiß nicht mehr, welches Lied es war, aber die Musik klang gar nicht, wie Country sein müsste. Seltsam. Es hörte sich ganz gut an. Und die Stimme war beeindruckend.

Jahre später kam ein Film ins Kino. Er hieß "Walk the Line". Johnny Cash war zu diesem Zeitpunkt schon zwei Jahre tot. Wieder einmal beschäftigte ich mich mit einem großen Mann und hervorragenden Musiker erst nach seinem Tod. Das ist schade. Wieder einmal.

Heute, da ich dies schreibe, wäre Johnny Cash 80 Jahre alt geworden. Seine Musik hat ihn überlebt und unsterblich gemacht.


SchließenRobin Williams

21.07.1951 - 11.08.2014

Wir schreiben den 12. August 2014. Ich erwache in aller Herrgottsfrühe, schalte den Fernseher an und höre diverse Nachrichten, die mich am frühen Morgen nur halb interessieren. Nichts, das nicht gestern schon klar war. Dann kommt etwas Neues: Robin Williams ist tot.

Schlagartig hatte ich Bilder aus der Vergangenheit vor meinem inneren Auge. Ich sah einen DJ bei einem Army-Sender. Ich sah Peter Pan. Vor allem aber sah ich Mork vom Ork. Erinnert sich jemand an Mork vom Ork? Den lustigen Außerirdischen, der Daten über die Erde und ihre Bewohner sammeln soll und irgendwie von einem Fettnapf in den nächsten tappt? Es war die Rolle, mit der Robin Williams nicht nur berühmt wurde sondern sich auch in mein Gedächtnis brannte.

Ich will jetzt nicht jede einzelne Rolle dieses Ausnahmeschauspielers aufzählen. Es gibt Verzeichnisse und Datenbanken, in denen man all seine Rollen nachlesen kann. Aber ich will mich erinnern.

Ich will mich erinnern an einen Mann, der mir die Schrecken des Krieges zeigte. Er zeigte sie mir nicht auf eine weniger drastische und schreckliche Weise wie sie in Filmen wie Platoon, Apocalypse now oder Full Metal Jacket dargestellt werden. Aber er lies mich dennoch lächeln, weil er auf seine eigene augenzwinkernde Weise zur Menschlichkeit aufforderte.

Ich will mich erinnern an einen Mann, der verlernt hatte zu spielen. Erst als seine Kinder in Gefahr waren, erinnerte er sich wieder, entdeckte das Kind in sich erneut, lernte zu fliegen.

Vor allem aber will ich mich an einen Lehrer erinnern. An einen Lehrer an einer Internatsschule. Der Lehrer sollte Literatur vermitteln. Stattdessen aber lehrte er seine Schüler, selbst zu denken, eigene Gedanken zu fassen, auf den Tisch zu steigen, um die Dinge aus einem anderen Winkel zu sehen. John Keating, Robin Williams Rolle in „Der Klub der toten Dichter”, ist die (fiktive) Person, die mich in meinem Schaffen am meisten beeinflusst. Robin Williams bekam seinen OSCAR für seine Nebenrolle in „Good Will Hunting”, doch ist es John Keating, für den ich ihm von Herzen danken.

Robin Williams wurde nur 63 Jahre alt. Es ist dies kein hohes Alter und so lehrt mich Robin William auch in seinem Tod, was er mir nach Horaz bereit als John Keating sagte: Carpe diem!

Ruhe in Frieden, o Captain, mein Captain!


SchließenPierre Brice

06.02.1929 - 06.06.2015

Es war Mitte der 1980er Jahre, als meine Eltern eines Samstags am Abend ausgingen. Ich war schon ein großes Kind, also kein Problem. Meine Schwester lag in ihrem Bett und ich machte – Au weia! – Westfernsehen an. Es lief Winntou, Teil 2.

Ich kannte damals keinen der Darsteller, erkannte auch Mario Girotti nicht, aber der Film war toll. Nach und nach sah ich, teils im Fernsehen, teils in den Kinos, auch die restlichen Winnetou-Filme und so wurde ein Mann zu einem der Helden meiner Kindheit und Jugend: Pierre Louis Baron de Bris, besser bekannt als Pierre Brice

Es ist nicht lange her, dass ich verschiedene Bücher von Karl May las und wenn ich dann an die alten Filme denke, denke ich: Ja, genau so muss Winnetou gewesen sein. Ich bin ein erklärter Fan der alten DEFA-Indianerfilme, doch den „edlen Wilden”, den Winnetou in den Geschichten verkörpert, brachte niemand so auf die Leinwand, brachte niemand so rüber wie Pierre Brice.

Oft diskutierten wir im Büro, wer der bessere Indianer sei. Oft kamen wir zu dem Ergebnis, dass die meisten Indianerdarsteller indianische daherkamen, als Pierre Brice. Aber das lag vielleicht nur an den Drehbüchern und an der literarischen Vorlage, in der auch jede Rothaut wilder und indianischer war als Winnetou.

Besieht man sich die Filme aber mit etwas Abstand, dann gab es keinen, bei denen die Dinge wie das Lesen der Spuren und das heimliche Anschleichen über offenes Feld glaubhafter waren als bei Pierre Brice. In den Büchern war niemand ein besserer Schleicher als Winnetou. Im Film niemand als Pierre.

Brice galt als sehr introvertiert und in der Tat hat man ihn nicht allzu oft in der Öffentlichkeit gesehen. Er machte eine kurze Zeit Werbung für Käse. „Alle lieben Bries…” Ein nettes Wortspiel, auf nette zurückhaltende Weise vermittelt. Er war einmal im Schloss am Wörthersee. Auf jeden Fall drängte er sich nicht so auf wie andere Stars und Sternchen. Ich glaube, Pierre Brice war ein sehr angenehmer Zeitgenosse und es wäre mir eine Ehre gewesen, ihn einmal persönlich zu treffen.

Nun ging er von uns. Im Alter von 86 Jahre starb Pierre Brice am 6. Juni 2015 an den Folgen einer Lungenentzündung. Winnetou ist tot. Endgültig, denn niemand außer Pierre Brice kann ein wirklicher Winnetou sein.

Ruhe in Frieden? Nein, nicht dieses Mal. Mögest Du ein friedliches Heim in den ewigen Jagdgründen finden, Pierre Brice.